Drittes Kapitel
Johannes bereitet den Weg für Jesus vor
1. Und im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war und Herodes Vierfürst von Galiläa und sein Bruder Philippus Vierfürst von Ituräa und vom Lande Trachonitis und Lysanias Vierfürst von Abilene,
2. zur Zeit der Hohenpriester Hannas und Kajaphas geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste.
3. und er kam in die ganze Gegend des Jordans und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden,
4. wie geschrieben steht im Buch der Worte des Propheten Jesaja, der da sagt: "Es ist eine Stimme, die ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg; macht seine Steige gerade!
5. Alle Täler sollen voll werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll eben werden.
6. und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen.'"
7. Dann sagte er zu den Volksmengen, die hinausgingen, um sich von ihm taufen zu lassen: "Schlangenbrut, wer hat euch gezeigt, dass ihr vor dem kommenden Zorn fliehen sollt?
8. So bringt nun Früchte hervor, die der Buße würdig sind, und fangt nicht an, bei euch zu sagen: "Wir haben Abraham zum Vater"; denn ich sage euch, daß Gott imstande ist, aus diesen Steinen Abraham Kinder zu erwecken.
9. Und es ist auch schon die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; darum wird jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, abgehauen und ins Feuer geworfen."
10. Und die Volksmengen fragten ihn und sprachen: "Was sollen wir denn tun?"
11. Und er antwortete und sprach zu ihnen: "Wer zwei Röcke hat, der teile mit dem, der keinen hat; und wer etwas zu essen hat, der tue dasselbe."
12. Es kamen aber auch die Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: "Lehrer, was sollen wir tun?"
13. Er aber sprach zu ihnen: "Tut nicht mehr als das, was euch gelehrt worden ist."
14. Und die Soldaten fragten ihn auch und sagten: "Und was sollen wir tun?" Und er sagte zu ihnen: "Tut niemandem Gewalt an und klagt niemanden an, und begnügt euch mit eurem Lohn."
15. Und da das Volk in Erwartung war und alle in ihren Herzen über Johannes nachdachten, ob er der Christus sei oder nicht,
16. antwortete Johannes und sprach zu allen: "Ich taufe euch zwar mit Wasser, aber es kommt einer, der stärker ist als ich, dessen Riemen ich nicht würdig bin zu lösen; der wird euch taufen mit [dem] Heiligen Geist und Feuer.
17. Er hat den Fächer in der Hand, und er wird seine Tenne reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln, aber die Spreu wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen."
18. Und er ermahnte auch in vielen anderen Dingen und verkündete dem Volk das Evangelium.
19. Als aber Herodes, der Vierfürst, von ihm getadelt wurde wegen Herodias, des Weibes seines Bruders Philippus, und wegen aller Übel, die Herodes getan hatte,
20. und fügte noch dies zu allem hinzu, daß er Johannes ins Gefängnis sperrte."
Zur Zeit von Jesu Geburt hatte die Religion ihre wahre Bedeutung verloren. Sie diente nicht mehr dazu, die Menschen mit Gott oder untereinander zu verbinden. Anstelle eines wahren Verständnisses von Gottes liebevollem Wesen wurde er als zornig und rachsüchtig dargestellt - ein Tyrann, der all jene bestrafen würde, die nicht jeden einzelnen Buchstaben des von Mose überlieferten Gesetzes befolgten. Kurz gesagt, Gott wurde als absoluter Diktator gesehen, der denen, die ihm wohlgesonnen waren, Gutes tat und denen, die sich ihm widersetzten, Böses antat. 1
Diese Vorstellung von Gott, die sich in vielen Passagen der hebräischen Bibel widerspiegelt, ist ein trauriges, aber zutreffendes Bild der menschlichen Eigenschaften, die die Menschen jener Zeit auf Gott projizierten. Während es ein wahres Bild des menschlichen Zustands in dieser Zeit vermittelt, wissen wir heute, dass es ein völlig ungenaues Bild von Gott ist. Und doch hatte diese Vorstellung von Gott die menschliche Vorstellungskraft zu jener Zeit so sehr gefangen genommen, dass es keine Möglichkeit gab, sie zu zerstreuen. Keine noch so große Offenbarung, kein Donner vom Himmel und kein Eingreifen von Engeln konnte die Dunkelheit durchdringen. Gott selbst war auf die Erde gekommen und hatte sich in menschliches Fleisch gekleidet, damit die Menschen allmählich von ihren falschen Vorstellungen zu einer wahren Vorstellung von Gott geführt werden konnten. Er kam, um zu zeigen, dass das Wesen der göttlichen Liebe nicht selektiv ist und dass sie niemanden verurteilt. Sie ist vielmehr eine reine Liebe für das ganze Menschengeschlecht - eine echte Nächstenliebe. 2
Leider wurde der Buchstabe des Wortes zur Zeit der Geburt Jesu nicht verwendet, um zu erheben und zu inspirieren. Stattdessen benutzten ihn die religiösen Führer, um Angst einzuflößen und die Menschen in geistiger Knechtschaft zu halten. Die religiösen Führer stellten sich selbst als menschliche Vermittler zwischen Gottes angeblichem Zorn und dem schlechten Zustand der Menschheit auf. Diese korrupten religiösen Führer nutzten die Furcht und Unwissenheit der Menschen aus und ersannen zahlreiche Möglichkeiten, wie die Menschen ihre Erlösung kaufen und so dem Zorn Gottes entgehen konnten.
Ein wichtiger Aspekt dieses korrupten Systems bestand darin, dass alle Transaktionen über die religiösen Führer abgewickelt werden mussten, die im Namen des Volkes Gebete sprachen, Brandopfer darbrachten, zeremonielle Waschungen durchführten und das Volk zu großzügigen Spenden an die Tempelkasse aufforderten. Darüber hinaus führten die religiösen Führer von Menschen geschaffene Traditionen und aufwendige Rituale ein, die wichtiger wurden als die Gebote Gottes. Bei all dem verloren sie Gottes überschwängliche Liebe und Barmherzigkeit aus den Augen. In vielerlei Hinsicht könnte man den Zustand der Religion in jenen Tagen als eine karge und trockene Wüste beschreiben. 3
Zu dieser Zeit war Johannes, der Sohn des Zacharias, weise und stark genug geworden, um die Wahrheit zu verkünden. Er kam, wie es vor langer Zeit von Jesaja prophezeit wurde: "Die Stimme eines Rufers in der Wüste. Bereitet den Weg des Herrn. Macht seine Wege gerade. Alle Täler sollen gefüllt und alle Berge und Hügel erniedrigt werden, und was krumm ist, soll gerade gemacht werden, und was uneben ist, soll eben werden. Und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen" (Jesaja 3:4-6).
Das Kommen von Johannes dem Täufer stellt einen Wendepunkt im Leben eines jeden Menschen dar. Es ist der Moment, in dem der Buchstabe des Wortes wahr klingt und etwas im Innersten unseres Wesens berührt. Es ist, als ob eine Stimme in die karge Wüste unseres Lebens schrie - die Stimme der Wahrheit. Es ist wie eine Quelle frischen Wassers, die in einer trockenen, verdorrten Einöde entspringt. Es ist das Wort Gottes, das in uns zum Leben erwacht, mit starken wörtlichen Lehren, die eine Revolution in unserem Denken bewirken. Die wörtlichen Lehren des Wortes beginnen, eine tiefgreifende Wirkung auf uns zu haben. Sie wecken uns auf, wie ein Bad in einem kalten Fluss, und sie sprechen uns direkt an, dass wir unser Leben ändern müssen.
Es ist Johannes der Täufer, die Stimme eines Rufers in der Wüste, der uns unmissverständlich sagt, dass wir umkehren und Frucht bringen müssen. "Dann sagte er zu den Menschen, die herauskamen, um sich von ihm taufen zu lassen: 'Schlangenbrut! Wer hat euch gewarnt, vor dem kommenden Zorn zu fliehen? Darum bringt Früchte, die der Buße würdig sind.... Jeder Baum, der nicht gute Früchte trägt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen'" (Lukas 3:7-9).
Johannes der Täufer steht also für die direkten und klaren Aussagen des Wortes Gottes. Dies sind die Lehren, die uns zuallererst zur Umkehr auffordern. Sie sagen uns, dass wir den Egoismus ablegen sollen, damit wir dem Nächsten gerecht und großzügig dienen können. Immer wieder kamen die Menschen zu Johannes und fragten: "Was sollen wir tun?" Und jedes Mal gab Johannes ihnen eine klare Antwort, wie sie ihr Leben nach außen hin gestalten sollten. Zu den Menschen sagte er: "Wenn ihr zwei Tuniken habt, gebt dem, der keine hat. Und wenn jemand nichts zu essen hat, soll er zu essen bekommen. Zu den Steuereintreibern sagte er: "Sammelt nicht mehr ein, als euch zusteht." Und zu den Soldaten sagte er: "Schüchtert niemanden ein und klagt niemanden zu Unrecht an. Und seid zufrieden mit eurem Lohn" (Lukas 3:11-14).
Es ist zu beachten, dass Johannes der Täufer, der die buchstäbliche Wahrheit des Wortes vertritt, den Menschen sagt, was sie tun sollen. Die Taufe, die er anbietet, ist eine Taufe im einfachen Gehorsam - Gehorsam gegenüber den wörtlichen Lehren des Wortes. Aber darauf soll eine noch größere Taufe folgen. Johannes sagt: "Ich taufe euch zwar mit Wasser, aber es kommt einer, der mächtiger ist als ich und dessen Sandalenriemen ich nicht würdig bin zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen".
Die Taufe mit dem Heiligen Geist und mit Feuer ist die größere Taufe. Aber was bedeutet das? Was bedeutet es, mit dem Heiligen Geist getauft zu werden? Und was bedeutet es, mit Feuer getauft zu werden?
Über die Wassertaufe hinaus
16. Johannes antwortete und sprach zu allen: "Ich taufe euch zwar mit Wasser, aber es kommt einer, der stärker ist als ich, dessen Riemen ich nicht würdig bin zu lösen; der wird euch mit [dem] Heiligen Geist und mit Feuer taufen;
17. Er hat den Fächer in der Hand, und er wird seine Tenne reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln, aber die Spreu wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen."
18. Und er ermahnte auch in vielen anderen Dingen und verkündete dem Volk das Evangelium.
19. Als aber Herodes, der Vierfürst, von ihm getadelt wurde wegen Herodias, des Weibes seines Bruders Philippus, und wegen aller Übel, die Herodes getan hatte,
20. und fügte noch dies zu allem hinzu, daß er Johannes ins Gefängnis sperrte."
Im Grunde genommen ist unsere "Wassertaufe" unsere Einführung in die grundlegendsten Wahrheiten der Religion. Wir lernen, dass es einen Gott gibt, dass es einen Himmel und eine Hölle gibt, und dass wir die Zehn Gebote befolgen müssen. Wir lernen, dass wir teilen sollen, dass wir nicht stehlen sollen, dass wir nicht falsch Zeugnis ablegen sollen und dass wir mit dem zufrieden sein sollen, was wir haben. In dieser Hinsicht stellt die Wassertaufe unsere Einführung in die grundlegenden, fundamentalen Wahrheiten dar - Wahrheiten, die uns lehren, wie wir in der Welt leben sollen.
Aber das ist nur ein Anfang. Die Taufe mit dem Heiligen Geist und die Feuertaufe führen uns über die einleitenden Wahrheiten der Wassertaufe hinaus. Sie beziehen sich auf das Kommen Jesu Christi in unser Leben mit seinem "Heiligen Geist" (die Fähigkeit, höhere Wahrheiten zu verstehen) und mit "Heiligem Feuer" (die Kraft, nach dieser höheren Wahrheit zu leben). So wie Johannes der Täufer mit buchstäblichen Wahrheiten in unser Leben kommt, die unsere geistliche Entwicklung einleiten - Wahrheiten, die uns sagen, was wir tun sollen, so kommt Jesus mit tieferen Einsichten in diese Wahrheiten und mit der Kraft, nach diesen Einsichten zu leben, in unser Leben. Wir müssen nicht nur lernen, was wir tun sollen, was durch die Wassertaufe dargestellt wird, sondern auch, wie wir sein sollen, was durch die Taufe mit dem Heiligen Geist und die Feuertaufe dargestellt wird.
Im Laufe unserer geistlichen Entwicklung kommt eine Zeit, in der unsere Einstellungen Vorrang vor unseren Handlungen haben. Wir erreichen einen Punkt, an dem wir erkennen, dass die Handlungen unseres Körpers zwar wichtig sind, die Absichten unseres Herzens aber noch wichtiger sind. Mit anderen Worten, wir beginnen zu verstehen, dass unsere inneren Motive von selbstsüchtigen Ambitionen gereinigt werden müssen, bevor unsere äußeren Handlungen wirklich gut sein können. Es geht nicht nur um Taten und Worte, sondern auch um Gedanken und Gefühle. Wie es in der Heiligen Schrift heißt: "Mögen die Worte meines Mundes und die Überlegungen meines Herzens vor dir, Herr, mein Fels und mein Erlöser, wohlgefällig sein" (Psalm 19:4). 4
Die Taufe des Johannes führt uns also in die buchstäblichen Wahrheiten des Wortes ein. Diese einleitenden Wahrheiten sind unsere Taufe mit "Wasser"; sie sagen uns, was wir tun sollen. Aber die Taufe Jesu führt uns tiefer. Es ist eine Taufe, die unseren Geist mit einer höheren Wahrheit erleuchtet. In der heiligen Schrift wird dies "die Taufe mit dem Heiligen Geist" genannt. Dann kommt die endgültige Taufe. Jesus erleuchtet nicht nur unseren Verstand mit höherer Wahrheit, sondern füllt auch unser Herz mit himmlischer Liebe. Das ist unsere "Feuertaufe". 5
Der Umgang mit der nutzlosen "Spreu"
Johannes fügt hinzu, dass Jesus, wenn er kommt, um uns "mit dem Heiligen Geist und mit Feuer" zu taufen, seinen Winzer benutzen wird, um "seine Tenne gründlich zu reinigen" (Lukas 3:17). Dies ist ein Bild dafür, wie Bauern den guten und nützlichen Weizen von der Spreu trennen. Dazu wirft der Bauer die Körner mit einer Winzergabel in die Luft, damit der Wind die leichtere Spreu zur Seite bläst, während der schwerere Weizen direkt zu Boden fällt. Danach sammelt der Bauer den guten Weizen in seiner Scheune ein und verbrennt die nutzlose Spreu.
Wörtlich genommen ist dies eine erschreckende Aussicht. Es klingt, als ob Gott die Sünder auf ewig in den unauslöschlichen Feuern der Hölle bestrafen will. Wenn Jesus kommt, so steht geschrieben, "wird er den Weizen in seine Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen" (Lukas 3:17). Es gibt jedoch noch eine andere Möglichkeit, diesen Abschnitt zu lesen. Sie kann auch als ewiges Versprechen gelesen werden, dass Gott mit dem Heiligen Geist der Wahrheit und dem Heiligen Feuer der Liebe in unser Leben kommen wird, um alles Böse und Falsche in uns wegzublasen und zu verbrennen.
Jeder falsche Gedanke und jede negative Emotion - die nutzlose "Spreu" unseres Lebens - wird weggefegt und in dem unauslöschlichen, endlosen Feuer der Liebe Gottes verbrannt werden. 6
Eine solche Auslegung des Textes steht im Einklang mit der Lehre, dass Gott, der reine Liebe ist, niemanden bestraft. Vielmehr erfährt jeder die Konsequenzen, die mit der frei gewählten Lebensweise verbunden sind. Menschen, die sich dafür entscheiden, wegen einer vermeintlichen Beleidigung "vor Zorn zu brennen" oder einen "feurigen Hass" auf Menschen zu hegen, die sie verachten, erleben bereits das unauslöschliche Feuer der Hölle. Wie Jesus in einem früheren Evangelium sagte, ist jeder, der seinen Bruder einen Narren nennt, "in Gefahr, das Höllenfeuer zu bekommen" (Matthaeus 5:22).
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf können wir einen weiteren Blick auf die Erklärung des Johannes werfen, dass er zwar mit Wasser taufen würde, Jesus aber kommen würde, um mit dem Heiligen Geist und mit Feuer zu taufen. Im Wesentlichen sagt Johannes: "Ich kann euch mit Wasser taufen, aber es wird euch nichts nützen, wenn ihr nicht auch dem Herrn erlaubt, euren Geist mit seinem Heiligen Geist zu verändern und euer Herz mit dem Feuer seiner Liebe zu verändern."
Herodes' Wunsch
Wenn wir uns jedoch aus freien Stücken von diesem heiligen Feuer abwenden, stürzen wir uns in die höllischen Gelüste, die mit selbstsüchtigem Ehrgeiz und den höllischen Begierden verbunden sind, die mit materialistischem Gewinn einhergehen. Egoistische Vergnügungen, die das Gegenteil von himmlischen Freuden sind, sind nie genug. Wie alle süchtig machenden Triebe sind sie unstillbarer Hunger, der nicht gestillt werden kann, unaufhörliches Verlangen, das nicht befriedigt werden kann, Sehnsüchte und "unauslöschliche Feuer", die nicht ausgelöscht werden können. Kurz gesagt, sie werden in den heiligen Schriften als "Höllenfeuer" beschrieben - grenzenlose Begierden, die niemals gestillt werden können. 7
Dies galt insbesondere für Herodes, einen korrupten Herrscher, dessen böse Praktiken bekannt waren. Vor allem brannte Herodes vor Begierde, die Frau seines Bruders zu nehmen. Das ehebrecherische Verlangen des Herodes war so groß, dass er sich von seiner Frau scheiden ließ und seine Schwägerin, die Frau seines Halbbruders Philippus, unrechtmäßig heiratete. Als Johannes der Täufer Herodes zurechtwies, weil er die Frau seines Bruders genommen hatte, weigerte sich Herodes, auf ihn zu hören. Jetzt, da Johannes vor dem unauslöschlichen Feuer warnt, das bald kommen wird, nimmt Herodes das persönlich. Da er glaubt, dass Johannes der Täufer nun zu weit gegangen ist, ist Herodes entschlossen, ihn ins Gefängnis zu werfen.
Die buchstäbliche Geschichte von Herodes' Wunsch, Johannes den Täufer ins Gefängnis zu werfen, enthält eine ewige Wahrheit: Das Böse und Falsche in uns verachtet und fürchtet das Gute und Wahre. So wie Herodes sich weigert, Johannes dem Täufer zuzuhören, gibt es in jedem von uns etwas, das nicht auf die Stimme Gottes hören will, selbst wenn sie so einfach und direkt ist wie "Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren", "Du sollst nicht morden", "Du sollst nicht ehebrechen", "Du sollst nicht stehlen" oder "Du sollst kein falsches Zeugnis gegen deinen Nächsten ablegen". Das ist der Teil von uns, der sagt: "Niemand kann mir sagen, was ich zu tun habe." "Ich will nicht hören, was das Wort Gottes zu sagen hat." "Die Zehn Gebote sind mir egal." Oder, wie es in der Sprache der heiligen Schrift heißt: "Herodes sperrte Johannes ins Gefängnis" (Lukas 3:20).
Eine praktische Anwendung
Es gibt Zeiten, in denen Verluste, Verletzungen oder Enttäuschungen in unseren Gedanken auftauchen können. Vielleicht ist es eine Erinnerung an eine Zeit, in der wir ungerecht behandelt wurden, oder an eine Zeit, in der uns jemand im Stich gelassen hat, oder an eine Zeit, in der wir nicht bekommen haben, was wir wollten. Jedes Mal, wenn wir an diesen Vorfall denken, "brennt" er uns wieder auf. In der Heiligen Schrift wird dies "ein unauslöschliches Feuer" genannt. Aber wir können den Herrn auch bitten, uns zu helfen, die Erfahrung in etwas umzuwandeln, das für uns und andere nützlich sein kann. Sonst ist es nutzlose "Spreu". Ein Beispiel: Die Erinnerung daran, wie es sich anfühlte, übersehen oder ignoriert zu werden, kann uns helfen, mehr auf andere zu achten. Und die Erinnerung an eine Zeit, in der uns jemand betrogen hat, kann ein Weckruf sein, der uns daran erinnert, wie wichtig es ist, in all unseren Beziehungen ehrlich zu sein. Auf diese Weise kann das Feuer eines brennenden Grolls durch ein Feuer ersetzt werden, das uns nicht verbrennt, sondern uns vielmehr aufrichtet. Es hängt alles davon ab, welches Feuer wir in uns entfachen lassen. Wie Johannes der Täufer es ausdrückt: "Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen."
Jesus betet bei seiner Taufe
21. Und es geschah, als das ganze Volk getauft war, und als Jesus, nachdem er getauft war, betete, wurde der Himmel geöffnet
22. Und der Heilige Geist kam leibhaftig wie eine Taube auf ihn herab, und eine Stimme vom Himmel sprach: "Du bist mein geliebter Sohn; an dir habe ich Wohlgefallen gefunden."
Herodes hatte tatsächlich vor, Johannes ins Gefängnis zu sperren, aber das sollte erst geschehen, nachdem Johannes die Gelegenheit hatte, Jesus zu taufen. Es steht geschrieben: "Und es geschah, dass auch Jesus getauft wurde; und während er betete, öffnete sich der Himmel". Obwohl diese Episode auch in Matthäus und Markus berichtet wird, ist das Lukasevangelium das einzige, in dem erwähnt wird, dass Jesus während seiner Taufe betete. Diese Betonung des Gebets in Lukas stimmt mit der Annahme überein, dass ein Hauptthema dieses Evangeliums die Reformation des Verständnisses ist - der Teil des Verstandes, der sich auf das Lernen der Wahrheit, den Glauben und die Gemeinschaft mit Gott im Gebet konzentriert.
Es sollte auch beachtet werden, dass diese Episode die schönen Worte enthält: "Der Himmel wurde geöffnet", was darauf hindeutet, dass eine Offenbarung stattfand, als Jesus betete, eine Offenbarung, die in dem göttlichen Ausspruch zum Ausdruck kam: "Du bist mein geliebter Sohn; an dir habe ich Wohlgefallen" (Lukas 3:22).
Diese Folge spricht zu jedem von uns über die Bedeutung des Gebets in unserem Leben. Dies sind die Zeiten, in denen wir uns auf der Suche nach dem Vater nach innen wenden und auf Führung, Unterweisung, Trost, Inspiration und Offenbarung lauschen. Dieser Prozess der inneren Einkehr auf der Suche nach dem zutiefst Geistigen ist wesentlich. Ohne ihn werden unsere Bemühungen, anderen zu dienen, auf dem schwachen und bröckelnden Fundament unseres eigenen Selbst beruhen. Wir sollten niemals zulassen, dass unser Ego das große Werk behindert, das der Herr durch uns tun will. Im Gebet bringen wir das innere Geschwätz zum Schweigen, wir treten in die Stille ein, wir sprechen zu Gott und lauschen auf die göttliche Antwort. In den hebräischen Schriften steht geschrieben: "Sei still und wisse, dass ich Gott bin" (Psalm 46:10).
"Der Herr ist in seinem heiligen Tempel; alle Welt soll vor ihm schweigen" (Habakuk 2:20).
Die Erde" zum Schweigen zu bringen bedeutet, die Sorgen der äußeren Welt vorübergehend beiseite zu legen und in Gott zu ruhen. Kurz gesagt, es ist das Bemühen, die Stimme des Egos lange genug zum Schweigen zu bringen, um die Stimme Gottes zu hören. Dies ist das Herzstück eines kontemplativen Lebens. 8
Bevor man mit einer wichtigen Arbeit beginnt, muss man mit dem Gebet beginnen. Die Taufe Jesu in Lukas fasst diesen Gedanken wunderbar zusammen. Jesus war im Begriff, sein öffentliches Wirken zu beginnen. Doch bevor sich der Himmel für ihn öffnete, bevor die Offenbarung und die Eingebung kommen konnten, musste Jesus diesen ersten entscheidenden Schritt tun. Er musste beten: "Und während er betete, wurde der Himmel aufgetan." Erst dann war er bereit, sein öffentliches Wirken zu beginnen. Es steht geschrieben: "Jesus selbst begann seinen Dienst im Alter von etwa dreißig Jahren".
Lehren wie diese erinnern uns daran, wie wichtig es ist, dem Handeln die Kontemplation und dem öffentlichen Dienst die private Hingabe vorausgehen zu lassen. Der Dienst und das Dienen sind zwar edle Ziele, aber sie müssen von der Weisheit der geistigen Absicht erfüllt sein. Hinter jeder erfolgreichen, lohnenden Handlung steht ein Leben, das in Kontemplation und Gebet begründet ist. 9
Die aufsteigende Genealogie
23. Und Jesus selbst fing an, etwa dreißig Jahre alt zu werden, da er, wie man glaubte, ein Sohn Josephs, des Eli, war
24. von Matthat, von Levi, von Melchi, von Janna, von Joseph,
25. von Mattathias, von Amos, von Naum, von Esli, von Nagga,
26. von Maath, von Mattathias, von Semei, von Joseph, von Juda,
27. von Joanna, von Rhesa, von Serubbabel, von Salathiel, von Neri,
28. von Melchi, von Addi, von Cosam, von Elmodam, von Er,
29. von Jose, von Elieser, von Jorim, von Matthat, von Levi,
30. von Simeon, von Juda, von Joseph, von Jonan, von Eljakim,
31. von Melea, von Menan, von Mattatha, von Nathan, von David,
32. von Isai, von Obed, von Boas, von Salmon, von Naasson,
33. von Aminadab, von Aram, von Esrom, von Perez, von Juda,
34. von Jakob, von Isaak, von Abraham, von Thara, von Nachor,
35. von Saruch, von Ragau, von Phalec, von Heber, von Sala,
36. von Kainan, von Arphaxad, von Sem, von Noah, von Lamech,
37. von Mathusala, von Henoch, von Jared, von Maleleel, von Kainan,
38. Von Enos, von Seth, von Adam, von Gott.
Auf die Episode der Taufe Jesu folgt ein Bericht über seine Genealogie. Die Genealogie Jesu wurde erstmals im ersten Kapitel von Matthäus, Verse 1-17, aufgezeichnet. Nach dieser genealogischen Aufzeichnung wird die Abstammung Jesu in absteigender Reihenfolge angegeben: von Abraham bis David (vierzehn Generationen), von David bis zur babylonischen Gefangenschaft (vierzehn Generationen) und von der babylonischen Gefangenschaft bis zur Geburt Christi (vierzehn Generationen). Dies ist eine Genealogie der Abstammung. Sie beginnt mit Abraham und führt über Namen wie Isaak, Jakob, David und Salomo bis hin zu Joseph und schließlich zur bescheidenen Geburt des Jesuskindes, das in einem Stall in Bethlehem geboren wurde.
In der Genealogie bei Lukas hingegen beginnt alles mit Jesus, dessen nächster unmittelbarer Vorfahre Josef ist, gefolgt von Namen wie David, Jakob, Isaak und Abraham, bis hin zu Noah, Methusalem, Adam und schließlich, an der Spitze dieser aufsteigenden Ordnung, Gott.
Was könnte der geistliche Grund für eine absteigende Reihenfolge bei Matthäus und eine aufsteigende Reihenfolge bei Lukas sein?
Der Grund liegt im Verständnis des inneren Sinns und in der besonderen Ausrichtung des jeweiligen Evangeliums. In Matthäus ist ein Hauptthema die allmähliche Offenbarung der Identität Jesu, zunächst als menschlicher Sohn Davids, als Sohn Abrahams, aber noch nicht als göttlicher Sohn Gottes. Deshalb beginnt Matthäus mit einem Bericht über die Art und Weise, wie Gott sich dem Empfangszustand der Menschheit anpaßte, als er durch den Himmel herabstieg und auf der Erde geboren wurde. Mit anderen Worten: Er kam herab. Er stieg auf unsere Ebene herab, um uns dort zu treffen, wo wir sind, um unter uns zu leben und zu wohnen. So ist die Genealogie Jesu, wie sie in Matthäus überliefert ist, eine Genealogie der Abstammung.
In Lukas ist der Schwerpunkt jedoch ein anderer. Hier konzentrieren wir uns auf den Aufstieg. In diesem Evangelium geht es nicht so sehr um die Art und Weise, wie der Herr zu uns herabsteigt, sondern vielmehr um die Art und Weise, wie wir uns bemühen, zu Gott aufzusteigen. Deshalb beginnt das Lukasevangelium mit Zacharias, der im Tempel Weihrauch verbrennt.
Man glaubte, dass der Rauch des Weihrauchs zu Gott aufsteigt, so wie auch unsere Gebete zum Himmel aufsteigen. In den Psalmen steht geschrieben: "Mein Gebet sei vor dir wie Weihrauch, das Aufheben meiner Hände wie das Abendopfer" (Psalm 141:2). 10
Die aufsteigende Genealogie in Lukas stellt also eines der Hauptthemen dieses Evangeliums dar - die Reformation unseres Verständnisses. Es geht darum, unseren Geist zu Gott emporzuheben, indem wir uns bemühen, ihn und sein Wort in seiner höchsten Form zu verstehen.
Das Lukasevangelium leitet uns in unseren Bemühungen, diesen Aufstieg zu vollziehen. Durch das betende Lesen und Nachdenken über das Wort Gottes im Hinblick auf die Zwecke des Lebens wird unser Verständnis allmählich über die Eingebungen unseres nicht wiedergeborenen Willens erhoben. Die Tatsache, dass wir dies tun können - das heißt, dass wir nach den höheren Wahrheiten des Wortes Gottes leben und nicht nach den selbstsüchtigen Wünschen unserer niederen Natur - ist in der Tat ein Wunder. 11
Und so führt uns die Genealogie Jesu, wie sie in Lukas überliefert ist, immer weiter nach oben. Sie beginnt mit Jesus, der "von Joseph" geboren wurde, und steigt dann durch viele Generationen auf, einschließlich, in aufsteigender Reihenfolge, Namen wie "David von Jesse", "Isaak von Abraham", "Sem von Noah" und schließlich, an der Spitze dieser aufsteigenden Genealogie, "Adam von Gott" (Lukas 3:23-38).
Dies ist also eine Darstellung der königlichen Genealogie Jesu, die seinen göttlichen Ursprung bis hin zu seinem Anfang in Gott zurückverfolgt. Nachdem er auf die Erde herabgestiegen war und den menschlichen Zustand mit all seiner Schwäche und Zerbrechlichkeit, mit all seinen Tendenzen zur Selbstliebe und Selbstsucht angenommen hatte, begann er nun den Kampf, das rein Menschliche abzulegen und mit dem Göttlichen in ihm eins zu werden.
Das wäre der Aufstieg, aber er wäre nicht leicht. Auf Schritt und Tritt würde er versucht sein, den Eingebungen des Fleisches und den Verlockungen der Welt zu erliegen. Es würde ein harter Kampf sein, aber Jesus war bereit. Nachdem er in die buchstäblichen Wahrheiten des Wortes eingeführt worden war (die "Wassertaufe") und den Heiligen Geist empfangen hatte, während er betete, war Jesus gut auf den Kampf vorbereitet. Für Jesus war dies der Beginn seiner "Feuertaufe". Es ist der Kampf, den wir alle durchmachen müssen.
Die Wahrheit, die wir lernen, kann nicht nur in unserem Gedächtnis bleiben; sie muss auch in den Prüfungen des Lebens getestet werden.
Für Jesus beginnt dies gleich in der nächsten Episode.
Fußnoten:
1. Wahre Christliche Religion 650: "Wir lesen an vielen Stellen des Wortes, dass Gott zornig ist, sich rächt, hasst, verurteilt, bestraft, Menschen in die Hölle wirft und sie versucht, was alles Handlungen eines bösen Menschen sind und somit ein Übel. Aber ... der Herr ist niemals zornig, rächt sich nicht, hasst nicht, verurteilt nicht, straft nicht, wirft nicht in die Hölle und verführt nicht; also tut er niemandem etwas Böses.
2. Himmlischen Geheimnissen 2034: "Als es in der ganzen Welt keine Liebe mehr gab und somit auch keinen Glauben mehr, da kam der Herr [in die Welt]. Siehe auch Wahre christliche Religion 370:3: "Der Herr, unser Erlöser, ist Jehova, der Vater, selbst in menschlicher Gestalt. Denn Jehova ist herabgestiegen und hat menschliche Gestalt angenommen, damit er sich den Menschen nähern kann und die Menschen sich ihm nähern können."
3. Arcana Coelestia 9372:3: "Die 'Wüste von Judäa' bedeutet den Zustand, in dem sich das Wort zu der Zeit befand, als der Herr in die Welt kam, nämlich, dass es 'in der Wüste' war, das heißt, es war in einer so großen Dunkelheit, dass der Herr überhaupt nicht erkannt wurde, noch war irgendetwas über sein himmlisches Reich bekannt; und doch haben alle Propheten über ihn und sein Reich geweissagt, dass es für immer Bestand haben sollte." Siehe auch, Die Apokalypse erklärt 730:4: "Im Wort werden an vielen Stellen Wüste und auch Einsamkeit und Ödnis erwähnt, und diese bezeichnen den Zustand der Kirche, wenn es in ihr keine Wahrheit mehr gibt, weil es kein Gut gibt.
Dieser Zustand der Kirche wird 'Wüste' genannt, weil in der geistigen Welt der Ort, an dem diejenigen wohnen, die nicht in der Wahrheit sind, weil sie nicht im Guten sind, einer Wüste gleicht, wo es kein Grün auf den Ebenen, keine Ernte auf den Feldern und keine Obstbäume in den Gärten gibt, sondern ein unfruchtbares Land, ausgedörrt und trocken."
4. Die Eheliche Liebe 146: "Keine Liebe in Menschen oder Engeln ist völlig rein, noch kann sie es werden. Aber der Herr betrachtet in erster Linie das Ziel, den Zweck oder die Absicht des Willens, und in dem Maße, in dem die Menschen das Ziel, den Zweck oder die Absicht haben und darin verharren, in dem Maße werden sie in die Reinheit eingeführt und nähern sich ihr allmählich an."
5. Die Offenbarung Erklärt 475: "Das 'Wasser', mit dem Johannes taufte, bedeutet einleitende Wahrheiten, die Erkenntnisse aus dem Wort über den Herrn sind; 'der Heilige Geist' bedeutet die göttliche Wahrheit, die vom Herrn ausgeht; und 'Feuer' bedeutet das göttliche Gute, das von ihm ausgeht."
6. Die göttliche Vorsehung 296[8]: "Man sagt, die göttliche Vorsehung wirke in jedem Menschen bis in die kleinsten Einzelheiten hinein, in einem bösen wie in einem guten Menschen. Sie besteht aber darin, dass sie um ihres Zieles willen immer wieder zulässt, was dem Ziel förderlich ist, und dass sie die Übel immer wieder prüft, auswäscht und reinigt." Siehe auch Die Apokalypse erklärt 374:14: "Die Spreu, die er mit 'unauslöschlichem Feuer' verbrennen wird, bedeutet Falschheit jeder Art, die höllischen Ursprungs ist und die er vernichten wird."
7. Wahre Christliche Religion 455: "Die Menschen in der Hölle erfreuen sich an allen Arten des Bösen, d.h. sie erfreuen sich am Hass, an der Rache, am Töten, am Plündern und Stehlen, an der Beschimpfung anderer, an der Lästerung, an der Verleugnung Gottes und an der Schändung des Wortes. Diese Genüsse sind in Begierden verborgen, über die sie nicht nachdenken. Böse Menschen brennen mit diesen Lüsten wie Fackeln auf Feuer. Diese Lüste sind das, was das Wort mit 'Höllenfeuer' meint." Siehe auch Geistliches Tagebuch 2028: "Je mehr Blut sie vergießen und je mehr sie von den Reichtümern ihrer Nächsten an sich reißen, desto mehr wollen sie und werden nie satt. Ihr Hunger wächst und wächst, bis hin zu dem Wunsch, den Himmel selbst zu besitzen."
8. Himmlischen Geheimnissen 2535: "Beten ist nichts anderes als ein inneres Sprechen mit dem Göttlichen und zugleich eine Offenbarung." Siehe auch Himmlischen Geheimnissen 636: "Die 'Erde' bedeutet Selbstliebe und alles, was dem Himmel widerspricht."
9. Der Gedanke, dass das Gebet dem Handeln vorausgehen sollte, wird in der folgenden Passage über "Nächstenliebe im gemeinen Soldaten" wunderschön illustriert: "Vor der Schlacht erhebt er seinen Geist zum Herrn und legt sein Leben in seine Hand; und nachdem er dies getan hat, lässt er seinen Geist von seiner Erhebung in den Körper herab und wird tapfer; der Gedanke an den Herrn, dessen er sich dann nicht bewusst ist, bleibt in seinem Geist, über seiner Tapferkeit. Und wenn er dann stirbt, stirbt er im Herrn; wenn er lebt, lebt er im Herrn" (Die Lehre des neuen Jerusalem von der Liebtätigkeit 166).
10. Himmlischen Geheimnissen 10198: "Der Rauch des Weihrauchs bedeutet die Erhöhung der Gebete und allgemein die Erhöhung aller gottesdienstlichen Dinge. Das geht aus den Worten hervor: 'Der Rauch des Weihrauchs stieg auf [ascendit] mit den Gebeten der Heiligen'
(Offenbarung 8:4).”
11. Himmlischen Geheimnissen 863: "Weil aber der Wille des Menschen nichts anderes ist als böses Verlangen, hat der Herr auf wunderbare Weise dafür gesorgt, dass das, was den Teil des Verstandes ausmacht, der die Wahrheit des Glaubens ist, nicht in das böse Verlangen des Willens eingetaucht wird.... Ohne diese wunderbare Vorkehrung [die Trennung des Verstandes vom Willen] ... hätte niemand jemals gerettet werden können. Siehe auch Die Eheliche Liebe 498: "Ohne die Fähigkeit, den Verstand über die Liebe des eigenen Willens zu erheben, wäre der Mensch kein Mensch, sondern ein Tier, denn ein Tier besitzt diese Fähigkeit nicht.
Folglich könnte auch niemand eine Wahl treffen und aus freien Stücken das tun, was gut und nützlich ist, und somit könnte auch niemand reformiert und in den Himmel geführt werden und in Ewigkeit leben."